Interkommunales Gewerbegebiet Am Grachtweg wächst. Bis 2027 sollen dort 700 neue Arbeitsstellen entstehen.
Inden/Eschweiler. Das interkommunale Gewerbegebiet „Am Grachtweg“ zwischen Eschweiler und Inden wächst weiter: Zu den bereits fast vollständig vermarkteten 30 Hektar, auf denen sich unter anderem das Logistikunternehmen Hammer und die Aachener Kosmetikfirma Babor niederlassen werden, soll nun eine weitere Fläche von 15 Hektar für Ansiedlungen genutzt werden. Der Eschweiler Bürgermeister Rudi Bertram nutzte die Verkündung auch zu einem Appell an die Strukturkommission in Berlin. Nach seinen Informationen werde das Projekt Industriedrehkreuz Weisweiler und Railport Stolberg bei den Verhandlungen in der Bundeshauptstadt nicht vorrangig betrachtet. „Es muss politischer Druck aufgebaut werden, denn mit dem interkommunalen Gewerbegebiet werden wir bei weitem nicht die Arbeitsplätze schaffen können, die mit dem Aus der Braunkohle wegfallen“, sagte Bertram. Insgesamt rechnet man mit etwa 700 Jobs, die bis zum Jahr 2027 auf dem Areal zwischen Eschweiler und Inden geschaffen werden sollen.
Engere Zusammenarbeit
Dass in Zukunft Kommunen bei der Entwicklung von Gewerbegebieten enger zusammenarbeiten müssen, zeichnet sich bei der Entwicklung des Regionalplans ab. Große Städte verfügen kaum noch über Flächen für Gewerbegebiete. Eschweiler startete aus diesem Grund die Initiative, mit der Stadt Aachen ein Gewerbegebiet zu entwickeln. Bertram warnte davor, dort einen anderen Weg als den zwischen Inden und Eschweiler zu wählen.
Die beiden Kommunen haben die Zusammenarbeit in einem sogenannten öffentlich-rechtlichen Vertrag geregelt. Zur aktuellen Diskussion, Zweckverbände zu gründen, meinte Bertram: „Jedes zusätzliche Konstrukt erschwert die Abläufe – am Ende wird dann viel geredet und nichts wurde umgesetzt.“
Nur mit dem regionalen Zusammenschluss kann man die Herausforderungen meistern, die in der Zeit nach dem Ende des Tagebaus entstehen.
Jörn Langefeld, Indener Bürgermeister
Bei der Präsentation im Infozentrum des Kraftwerks Weisweiler lobten die Beteiligten die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Der Leiter des Flächenmanagements bei RWE, Erik Schöddert, betonte, dass man für Entwicklungen Vertrauen, Netzwerke und auch Zeit benötige. Letzteres sagte er im Hinblick auf den Strukturwandel: „Der Wandel ist ohne die Industrie nicht zu schaffen“, sagte er. Der Energiekonzern ist Eigentümer des Areals am Kraftwerk Weisweiler.
Im April griff NRW-Ministerpräsident Armin Laschet symbolisch zum Spaten und gab damit den Startschuss für das Gewerbegebiet. Die Bauten sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass man schon mit dem Innenausbau begonnen hat. Das irische IT-Unternehmen QCG arbeitet direkt mit Hammer zusammen und errichtet derzeit die Produktionsanlagen, um von Weisweiler aus große Rechenzentren zu beliefern.
Im Dezember soll das Logistikunternehmen seine Arbeit in der neuen Halle aufnehmen. Geschäftsführer Wolfgang Tim Hammer geht davon aus, dass der Standort Mitte 2019 voll in Betrieb ist. Dieses schnelle Fortschreiten des Baus schrieb er auch den idealen Witterungsbedingungen zu. „Wir sind froh, dass wir in der Städteregion bleiben können, der Standort ist für unser Aachener Unternehmen hoch attraktiv“, sagte er.
Für die Erweiterungsfläche von 15 Hektar besteht noch kein Planungsrecht. Dass die Kommunalpolitker der Stadt Eschweiler der Änderung des Bebauungsplans zustimmen, gilt als sicher. Im kommenden Jahr soll das Areal erweitert werden. Welche Branche dort schwerpunktmäßig angesiedelt werden soll, blieb offen.
„Wir arbeiten eng mit den Kommunen zusammen und arbeiten heraus, in welchem Segment noch Bedarf besteht“, versicherte Erik Schöddert. Für Bertram ist die Zahl der Jobs nicht alleine entscheidend: „Wir brauchen Arbeitsplätze, mit denen die Menschen so viel Geld verdienen, dass man davon leben kann.“
Die Gemeinde Inden plant ein weiteres interkommunales Gewerbegebiet mit der Nachbargemeinde Langerwehe. „Nur mit dem regionalen Zusammenschluss kann man die Herausforderungen meistern, die in der Zeit nach dem Ende des Tagebaus entstehen“, teilte Jörn Langefeld, Bürgermeister der Gemeinde Inden mit. Seine Gemeinde sei als unmittelbarer Nachbar zum Tagebau sehr stark abhängig von der Braunkohle und damit an den Erfolg des Strukturwandels eng gekoppelt.
von Patrick Nowicki
Quelle: https:///epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/#/read/az-e/20181121?page=15&article=42599435