10 000 RWE-Mitarbeiter wurden erwartet, bis zu 35 000 Menschen auch aus anderen
Industriezweigen kamen nach Elsdorf. Und die Redner verbreiten wieder Hoffnung.
Von Marlon Gego
Die Großdemonstration der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Mittwoch in Elsdorf ist zu einem in diesem Ausmaß überraschenden Zeichen der Solidarität für den Energiekonzern RWE und seine Angestellten geworden. Zehntausende Menschen auch aus anderen Industriezweigen und Vereinen stellten sich an die Seite der Bergleute und demonstrierten gegen einen überhasteten Ausstieg aus der Braunkohle. Die Polizei sprach von „mehr als 20 000“ , die Veranstalter von bis zu 35 000 Demonstrationsteilnehmern, die bei regnerischem Wetter nach Elsdorf gekommen waren.
Vor allem die Rede des Kohlekommissions-Co-Vorsitzenden Matthias Platzeck (SPD) dürfte den Bergleuten neuen Mut gegeben haben, besonders nach den wiederholten Demonstrationen von Umweltschutzverbänden und Braunkohlegegnern am Hambacher Forst. „Unsere Gesellschaft ist zerrissen, man kann es lesen, man kann es hören, man kann es spüren“, sagte Platzeck. Aber es dürfe nicht vergessen werden, dass der Wohlstand Deutschlands maßgeblich auf der Energieindustrie beruht habe und beruhen werde. Er versprach, in der Kohlekommission für die Bergleute zu kämpfen und sagte: „Wenn wir in Deutschland keine bezahlbare Energiewende hinbekommen, werden andere Länder eine Energiewende gar nicht versuchen.“
Laschet kontert Kritik
Umweltschutzverbände kritisierten, dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ebenfalls bei der Demo in Elsdorf sprach. Dirk Jansen (BUND) erklärte, er halte Laschets Entscheidung für „unangemessen und einseitig“, zumal er sich geweigert habe, bei der Großdemo am 6. Oktober vor bis zu 30 000 Menschen am Hambacher Forst zu sprechen. Laschet entgegnete gestern gegenüber unserer Zeitung, er sei zu dieser Demo „gar nicht eingeladen“ gewesen. Zu der Demo in Elsdorf habe er hingegen eine Einladung der IG BCE erhalten. Er wolle nicht auf Veranstaltungen sprechen, bei denen er nicht erwünscht sei.
Das Aktionsbündnis „Ende Gelände“ gab am Mittwochnachmittag bekannt, ein möglicherweise illegales Protestcamp in Kerpen-Manheim errichtet zu haben. Eine von der Polizei genehmigte Fläche in Jülich hatten die Aktivisten abgelehnt. Die Aachener Polizei teilte mit, nun prüfen zu wollen, wie mit der Situation umzugehen ist. Die Aktivistenkündigen seit Monaten auch illegale Protestaktionen wie die Blockaden von Kohlebahnen und Förderanlagen, Baggerbesetzungen und Tagebaustürme an. Nach eigenen Aussagen erwartet „Ende Gelände“ „Tausende Aktivisten“ im Protestcamp.
Artikel im Original, Dürener Nachrichten:
https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/article/01fd549e01/print